Seit 2016 treffen sich jeden Mittwochmorgen Bewohnerinnen und selten mal Bewohner im Erzählcafé im Altersheim «Im Fahr» in Brügg bei Biel und tauschen Erinnerungen aus, angeregt von Bildern oder Gegenständen aus den Zwanziger-, Dreissiger- und Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Das eine Wort gibt das nächste. Wer glaubte, sich gar nicht erinnern zu können, erlebt, wie ihm die Erinnerungen plötzlich zufallen, wie der Alltag als Kind wieder lebendig wird, angestossen durch die Schilderungen der anderen Erzählenden. Es öffnen sich Welten. Sie geben Schätze frei aus früheren Zeiten - die Lebensbilder. Sie sind lustig, traurig, nachdenklich stimmend, überraschend.

Vielleicht stimmt nicht alles, was erzählt wird, ist historisch gesehen nicht ganz korrekt. Jeder Mensch erinnert sich anders. 

Mehrmals im Jahr entstehen aus dem Erzählten Texte, welche im Heim auf grossformatigen Bogen in grosser Schrift ausgestellt werden. Zugleich sind sie in erweiterter Form in einem Heft zu lesen, welches gerne ab und zu in die Hand genommen wird. Eine Frau hat gesagt: «Erst jetzt, wo wir über diese Sachen reden, habe ich begonnen, über mein Leben nachzudenken.»

Ein ganz herzliches Dankeschön gebührt den Frauen und Männern, die freimütig aus ihrem Leben erzählen. Nur dank ihnen entstehen lebendige Bilder einer Zeit, die so anders war als die heutige.

 

                                                                                                                            Bild (privat): Grosseltern Thierstein-Krähenbühl in Oberdorf/SO in den Dreissigerjahren