Wie hat man sich vor neunzig Jahren gegen die Kälte geschützt, wie hat man Kaffee gemacht, was gegessen, wie die Freizeit verbracht, wie sah eine Küche aus, wie wurde die Wäsche gewaschen, welche Berufe ergriffen Frauen und Männer – die Antworten auf diese Fragen interessieren mich. Sie ergeben ein belebtes Bild des damaligen Alltags und zeigen eindrücklich, wie sehr sich unser Leben in den letzten hundert Jahren verändert hat.

Und wie konserviert man diese Lebensbilder, damit sie nicht gänzlich verschwinden und nachfolgende Generationen sie hervorholen können? Gegen Ende des letzten Jahrhunderts trieb mich die Idee einer öffentlichen Datenbank um, welche alle Menschen zum Beispiel in Bibliotheken benützen könnten, um spontan Erinnerungen aufzuschreiben, welche dann allen zugänglich wären. Oder ich versuchte, die Bewohnerinnen in einem Altersheim in einem Workshop zum Aufschreiben zu bewegen. Beide Ideen haben wenig gebracht.

Das Einführen des allwöchentlichen Erzählcafés im Altersheim 2016 war ein Wagnis. Würde jemand mitmachen? Gäbe es genügend Stoff zum Erzählen? Die Befürchtungen haben sich aufgelöst. Jeden Mittwoch kommen interessierte Bewohnerinnen und selten auch Bewohner zusammen und lassen sich aufs Erinnern ein. Das Erzählcafé hat sich etabliert und als taugliche Form erwiesen, den Erinnerungen auf die Spur zu kommen. Versiegt sind diese nicht. Mit der gedruckten Fassung in den Heften bleibt auch dem Heim etwas Handfestes erhalten.

Diese Webseite soll diese Texte allen Interessierten zugänglich machen. Nach und nach werden weitere dazukommen.

 

Claudia Thierstein-Imfeld, ehemalige Lehrerin/Journalistin

Februar 2022

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