HAUSHALT: FAST ALLES HANDARBEIT

notiert Juni 2022

 

In den Dreissigerjahren gab es noch kaum technische Geräte im Haushalt. Die Hausarbeit war streng und beanspruchte viel Zeit.

«Wir hatten viel Arbeit, aber wir haben einfach vorwärts gemacht, ohne Gjufel. Wir waren gelassen.»

«Es war an der Zeit, dass technische Geräte im Haushalt Einzug hielten. Wir Frauen leisteten Schwerarbeit im Haushalt, die Technik brachte ein bisschen Entlastung.»

 

 

 

WÄSCHE WASCHEN

 

Die meisten Frauen wuschen einmal im Monat, die Bettwäsche seltener. Zu den Kleidern musste man deshalb Sorge tragen. Kamen die Kinder von der Schule heim, schlüpften sie in bereits länger getragene Kleider, damit die Schulkleider sauber blieben. Auch die Sonntagskleider wurden ausgebürstet, aufgehängt und versorgt.

«Am Waschtag fragte man das Mueti besser nichts, da war nur die Wäsche.»

«Am Abend gab es eine grosse Zufriedenheit. Man hatte es geschafft, einmal mehr.»

«Und die Wäsche roch so gut.»

SORTIEREN UND AUSWASCHEN

«Am Abend vor dem Waschtag trennte die Mutter die Wäsche in Weisses, Farbiges und Wolle. Weisses und Farbiges wurde in Sodawasser eingelegt. Soda machte das Wasser weicher und löste Flecken.»

«Bei uns wusch die Mutter die Sachen am Vorabend mit Kernseife auf dem Waschbrett von Hand aus, damit grobe Flecken schon mal ausgingen.»

«Meine Mutter brätschte (schlug) das eingeseifte Farbige immer wieder auf das Waschbrett, das in einem Zuber stand.»

«Der Zuber hiess bei uns in der Ostschweiz Gelte.»

«Wir arbeiteten alle in den umliegenden Uhrenfabriken. Am Freitagabend, wenn wir gegessen hatten, gings ans Auswaschen der weissen Wäsche auf dem Waschbrett, damit sie dann am Samstag früh gewaschen werden konnte.»

EINFEUERN

«Am Waschtag musste man ganz früh den Waschhafen einfeuern. Mit Wasser gefüllt wurde er mit einem Schlauch, den mein Bruder am Wasserhahn eingerichtet hatte.»

«Wir mussten das Wasser für den Waschhafen in einem Kessel am Brunnen des Nachbarn holen, unser Brunnen war weiter weg und fliessendes Wasser hatten wir nicht.»

«Wir wuschen die Bettwäsche nur im Frühling. Wir hatten eine Waschküche mit einem grossen Kessel, den wir mit Holz heizten. Das Waschen dauerte meist zwei bis drei Tage. Am Samstag gabs jeweils warmes Wasser aus dem Kessel, damit alle nacheinander ein Bad nehmen konnten.»

«Der Waschhafen hiess bei uns in der Ajoie la couleuse. Jemand im Dorf hatte eine solche Couleuse gekauft. Er vermietete sie nach einem sorgfältig erstellten Plan an die Bewohner. Am Vorabend der Wäsche lud er die Couleuse auf seinen Veloanhänger und fuhr zu seiner Kundin. Man half ihm beim Abladen und stellte den Waschhafen gemeinsam auf. Nach der Wäsche holte er ihn wieder ab. Er machte das neben seiner normalen Arbeit.»

WASCHEN

«Zuerst wurde die weisse Wäsche einmal gekocht, dann herausgenommen und mit weniger heissem Wasser weiter gewaschen und am Schluss in kaltem Wasser geschwenkt, damit der letzte Rest Seife hinausging. Um die Wäsche im Hafen zu bewegen, benutzte meine Mutter ein langes Holz.»

«Zum Waschen brauchten wir Persil. Für feine Sachen und Wolliges, zum Beispiel wollige Unterhemden, nahmen wir Seifenflocken. Die wuschen schonender. Zum Auswaschen von Socken oder starken Flecken benutzten wir Kernseife.»

«Ich erinnere mich, persil lave plus blanc, hiess es.»

«Wir sammelten Regenwasser vom Dachkänel zum Waschen. Das war weicher zum Waschen als das Wasser vom Brunnen. Im Regenwasser weichten wir auch die Windeln ein.»

«Wir brauchten Radion vom Seifen-Schnyder in Biel zum Waschen und Sil zum Spülen.»

«Es war alles voller Dampf und die Waschfrau, die zu uns kam, schwitzte. Sie musste mit diesem langen Holz in der heissen Brühe rühren.»

«Das Herausheben der nassen Wäsche, vor allem der Leintücher, war äusserst anstrengend, weil die tropfnasse Wäsche schwer war und zudem kochend heiss. Man musste vorsichtig sein und hatte auch immer den Dampf vor dem Gesicht.»

«Wir hatten nur einen kleinen Waschhafen, den wir auf den Kochherd stellten. Da passte nur ein Leintuch hinein und vielleicht noch zwei Kissen. Deshalb musste meine Mutter an mehreren Tagen waschen.»

«Die Wäsche spülten wir in der Badewanne aus. Da hatte es genug Platz.»

«Wenn mal der Wasseranschluss nicht funktionierte, weil etwas geflickt wurde, wuschen wir mit dem Waschbrett am Bach, der hinter unserem Haus durchfloss.»

Ein besonderes Kapitel des Wäschewaschens waren die Windeln. Alle Kinder wurden mit Stoffwindeln gewickelt, innen war eine Gazewindel und darüber eine aus Barchent. Etwa fünfmal am Tag wurde alles gewechselt. Um dieses Windelpaket kam noch eine Gummihose, das gab ein rechtes Paket.

«Die Windeln unserer drei Kinder wusch ich erst lauwarm aus, dann kochte ich sie im Sterilisierhafen auf dem Kochherd. So wurden sie wirklich sauber. Der Hauswart beschwerte sich, dass ich zu viel Wasser verbrauchen würde, er ging das extra regelmässig ablesen. Später gab es Rollen mit Einlagen aus Papier, von welcher man jeweils ein Stück abschneiden konnte. Das liess die Windel ein bisschen weniger schmutzig werden, aber viel half es auch nicht. Es war viel Arbeit, aber ich habe es damals nicht so empfunden. Klar war ich froh, wenn eins ums andere den Hafen und später das WC benutzte, aber ich übte keinen Zwang aus.»

AUSWRINGEN

«Nach dem Waschen legte man die grossen Stücke über Böckli, damit sie abtropfen konnten. Zum Glück hatten wir eine richtige Waschküche.»

«Wir hatten schon bald eine kupferne Auswinde, die das Wasser schnell aus der Wäsche zog. Allerdings hiess es vorsichtig sein, weil diese Maschine sehr schnell drehte und man auf keinen Fall hineingreifen durfte.»

AUFHÄNGEN

Entweder standen fixe Wäscheleinen vor dem Haus oder man stellte bei jeder Wäsche die Stogle auf, hölzerne Wäschestangen, und spannte das lange Seil darüber. Das machten meist die Männer vor der Arbeit. Zum Aufhängen band man sich den Chlämmerlisack um, eine Art Schürze mit einer Tasche vorn, aus welcher man die Wäscheklammern entnahm. Sie war häufig mit Kreuzstich oder Stielstich bestickt. Die Klammern waren aus Holz .

«Im Sommer hängten wir bei gutem Wetter draussen auf, sonst auf dem Estrich. Im Winter gefroren die Wäschestücke oft. Weil man mir gesagt hatte, dass ich diese steifen Arme ja nicht knicken dürfe, weil sie sonst brechen würden, versuchte ich es einmal heimlich. Aber es geschah gar nichts.»

«Es war eine schwere Arbeit, das lange Wäscheseil so zwischen den Stogle zu spannen, dass die Wäsche nicht durchhing und schmutzig wurde. Das machte immer der Vati. Am Abend räumte er alles wieder ab. Wir Kinder mussten das Holz parat machen.»

«Wenn die Wäsche draussen aufgehängt war, durften wir dort nicht spielen. Dafür im grossen leeren Estrich.»

MITTAGESSEN

Das Mittagessen wurde meist am Vortag vorbereitet, es gab Gemüsesuppe mit oder ohne Würstli, die man kurz aufwärmen konnte und Kuchen. Beliebt waren auch Hero-Ravioli aus der Dose mit Tomatensauce.

FALTEN

«Leintücher legte man zu zweit zusammen. Je eines hielt zwei Ecken in den ausgespreizten Händen, legte sie dann sorgfältig aufeinander, man zog dreimal, legte die neuen Ecken aufeinander und zog wieder, bis das Stück die gewünschte Breite hatte. Dann faltete man es der Länge nach auf Schrankgrösse zusammen. Das Ziehen am Leintuch war immer ein Anlass, ein bisschen Seilziehen zu spielen!»

BÜGELN

«Nach dem sorgfältigen Zusammenlegen bügelte man noch über die Stücke. Die schön aufeinander gestapelten Leintücher drückten sich im Schrank durch ihr Gewicht noch ein bisschen platter.»

«Wir bügelten mit einem eisernen Eisen, das mit glühenden Kohlestücken gefüllt war. Es hatte kleine Löcher in der Abdeckung, damit die Luft zur Kohle kam und einen hölzernen Griff. Man schlinggte es (schwang es, im St.Gallischen hiess das schwäje) hin und her, bis die Kohle aufglühte und setzte es dann auf die Wäsche. Man musste vorsichtig arbeiten, um weder sich noch die Wäsche zu verbrennen.»

«Wir hatten ein elektrisches Bügeleisen. Das war ein recht schweres Stück aus Eisen, das elektrisch aufgeheizt wurde. Auch damit musste man vorsichtig umgehen.»

ERSTE WASCHMASCHINEN

«Irgendeinmal bekamen wir eine kleine Waschmaschine mit einer Kurbel, die wir für Handtücher benützten. Meine Eltern waren Hauswarte in einer Fabrik und es gab viele Handtücher zum Waschen.»

«Wir hatten eine kleine Maschine, die bewegte die Wäsche hin und her. Wenn das Waschen fertig war, musste man die tropfnasse Wäsche entnehmen. Später gab es eine elektrische Auswindemaschine.»

«Nur alle fünf Wochen durfte ich als junge Familienmutter die Waschmaschine in der Waschküche benutzen. Das ordnete die Hauswartin so an. Ich füllte mit einem Schlauch kaltes Wasser in die Maschine, gab Waschpulver und die Wäsche hinzu und die Maschine heizte das Wasser auf und bewegte die Wäsche. Ich musste das Aufheizen im Auge behalten und immer wieder von der Wohnung nach unten springen, sonst wäre die Maschine plötzlich überhitzt und die Wäsche hätte Schaden genommen. Das jedenfalls behauptete die Hauswartin. Nach dem Waschen liess ich das Wasser ab und gab zum Spülen frisches hinzu, liess auch das ab und stellte die Maschine auf Schleudern um. Das war alles recht kompliziert, aber doch entlastend. Es gab ja schon von einem Bett zwei Leintücher, das Fixleintuch wurde erst später erfunden. Vieles, vor allem Leibwäsche, wusch ich in der Badewanne, ich konnte nicht fünf Wochen bis zur nächsten Waschküchenbenützung warten.»

WASCHSALON

Weil längst nicht alle Wohnungen mit einer Waschküche ausgestattet waren, kamen die Waschsalons auf. Man brachte die Wäsche, sie wurde gewaschen und getrocknet und man holte sie wieder ab.

«Ich brachte unsere Wäsche nach Studen in den Waschsalon, weil ich voll berufstätig war.»

 

 

KOCHEN

 

In fast allen Haushalten der Dreissigerjahre stand ein Holzherd in der Küche mit einem schwarzen Ofenrohr, welches zum Kamin führte. Der Herd hatte zwei bis vier Löcher für die Pfannen oder eine ganze Gusseisenplatte. Seitlich fand das kupferne Schiff Platz, das immer mit Wasser befüllt wurde, damit man jederzeit warmes Wasser zur Verfügung hatte. Auch ein Backofen war vorhanden.

«Am Morgen musste die Mutter als erstes einfeuern. Da sie am Abend meist noch ein Brikett in die letzte Glut gelegt hatte, ging das recht schnell.»

«Wir drehten einen Fidibus aus Zeitungspapier, mit diesem konnte man das Feuer im Innern des Ofens gut anzünden.»

«Jeden Samstag mussten wir Kinder das Holz auffüllen. Wir hatten eine hohe Holzkiste mit einem grossen runden Loch in der Vorderseite. Da hinein stapelten wir die Scheiter.»

«Das Anfeuerholz kam separat in eine andere Kiste.»

«Das Schiff putzten wir jeden Samstag mit Sigolin, damit es schön glänzte.»

«Wollten wir Wasser aus dem Schiff entnehmen, mussten wir den Deckel vorsichtig mit einem Lappen abheben, denn der Metallgriff, der über einer Ausbuchtung in der Mitte des Deckels montiert war, war heiss.»

«Wir hatten zwei Löcher im Herd und waren acht Kinder. Die Pfannen hatten tief gezogene Böden, die in die Löcher passten und waren unten schwarz vom Russ. Der Stiel wurde glühend heiss. Das war schon ein Kunststück, mit diesen bescheidenen Mitteln für so viele hungrige Münder zu kochen!»

«Der Kochherd war zugleich die Heizung der Küche.»

«Zuerst hatten wir einen Holzherd mit Löchern für die Pfannen, dann einen mit Gusseisenplatten. Eine Pfanne war nur für Milch reserviert, die musste immer ganz sauber geputzt werden. Später gab es einen elektrischen Herd und einen Boiler, der uns mit warmem Wasser versorgte.»

«Wir assen einfache Gerichte. Immer Suppen, immer wieder Kartoffeln, Gemüse aus dem Garten, ein Stück Speck dazu.»

 

 

KÜHLEN

 

Die Keller hatten meist Naturböden und waren kühl. Deshalb lagerte man dort Butter, Milch und Käse. Auch im Brunnen wurden Lebensmittel kühl gehalten, eingepackt in ein wasserfestes Gefäss.

«Im Herbst putzte die Mutter die Vorfenster und der Vater hängte sie bei allen Fenstern auf. Zwischen den beiden Flächen gab es einen idealen Kühlschrank – jedenfalls, wenn es noch nicht allzu kalt war. Weil das innere Fenster einen kleinen Flügel hatte, konnte man bequem hineingreifen.»

«Später, als wir schon einen Kühlschrank hatten aber kein Gefrierfach, mieteten wir bei der Gemeinde ein Fach in einem Kühlhaus. Das erleichterte uns die Arbeit im Sommer, wenn wir die reiche Gartenernte konservieren wollten.»

«Der Kühlschrank war praktisch, weil wir alles länger aufbewahren konnten. Auch das Fleisch vom Schwein, wenn der Störmetzger gekommen war.»

 

 

PUTZEN

 

Der Steinplattenboden in der Küche wurde gewischt und mit der Fegbürste geputzt. Holzböden wurden gewischt, dann mit Stahlspänen gspänlet, gewichst und mit dem Blocher geglänzt. Man benutzte auch einen Flaumer, um den Staub aufzunehmen.

«Bei uns kam mehrmals ein Staubsaugervertreter vorbei.»

«Meine Schwester hat beim Helfen am Lottomatch Geld verdient und hat damit der Mutter einen Staubsauger zu Weihnachten gekauft. Das war sehr à l’avant-garde, sehr fortschrittlich.»

«Mein Vater hatte Freude an technischen Geräten und kaufte dem Mueti einen Staubsauger. Wenn es ihn benützte, mussten die Fenster geschlossen sein, damit niemand hörte, dass es so etwas Modernes besass. Es genoss aber seinen Sauger!»

«Mein ältester Bruder kaufte der Mutter einen Staubsauger. Sie hatte grosse Freude daran.»

 

 

GESCHIRR SPÜLEN

 

In den meisten Familien gab es ein festes Abwaschritual, meist spülten die Mädchen das Geschirr. Buben mussten mehr draussen helfen, im Garten und bei den Kaninchen.

«Die älteren Schwestern wuschen ab, die kleineren trockneten ab.»

«Ich musste öfters aufs WC, wenn ich abtrocknen sollte.»

«Mueti legte sich ein wenig hin, wenn wir den Abwasch besorgten.»

«Die Mutter wusch das Geschirr, wir trockneten es ab.»

«Wir haben immer mehrstimmig gesungen beim Abtrocknen, das war schön. Alle Lumpeliedli, die wir kannten, aber auch Soldatenlieder, zum Beispiel Es zog ein Regiment vom Unterland her. Das hat uns gefallen, obschon es eine ganz traurige Geschichte ist. Ein Soldat raubt einem Mädchen die Ehre und wird dafür gehängt. Das war ein bisschen gfürchig.»

«Wir sangen zum Beispiel Là-haut sur la montagne , Vo Luzärn gäge Wäggis zue, Wenn eine tannigi Hose het, I Mueters Stübeli und viele andere Lieder von der Schule oder der Kirche.»

«Jemand erzählte uns, dass er immer am Mittag bei uns vor dem Haus hin und her spaziere, um den schönen Gesang aus den offenen Fenstern zu hören.»

«Wir sangen auf dem Heimweg von der Schule. Wir gaben uns die Hände, sangen laut und die Leute öffneten die Fenster und freuten sich.»

 

 

HEIZEN

 

Gefroren hat man viel in den Dreissigerjahren. An vielen Orten, vor allem auf dem Land, stand in der Küche ein Kachelofen, dessen Wärme auch die Stube heizte. Die anderen Zimmer blieben ungeheizt. Man öffnete die Türen, damit sich die kostbare Wärme etwas verteilen konnte.

«Im Ofenrohr hatte es eine Ausbuchtung, ein Guggeli, darin stellten wir Sachen an die Wärme.»

«Unser Guggeli war im Kachelofen eingebaut, mit einem Metalltürli, das man mit einem Hebel zum Drehen verschloss.»

«Am Sonntagnachmittag war das Schönste für mich, oben auf dem warmen Kachelofen zu liegen, direkt unter der Decke und zu lesen. Am Sonntagmorgen gingen wir in die Kirche und unter der Woche mussten wir helfen.»

«Das Grosi briet Äpfel im Kachelofen mit Zucker und Zimt. Die konnten wir dann auslöffeln. Oh, war das fein!»

«Wir hatten Eisblumen an den Schlafzimmerfenstern, es war wirklich kalt.»

«Jedes von uns hatte ein Steichüsseli, ein Kirschensteinsäcklein. Es wurde im Kachelofen gewärmt und wenn es heiss war, sprangen wir damit schnell unter die Decke!»

«Man konnte so schön die Zehen ins Chüsseli graben!»

«Im oberen Stock hatte es Eskimoöfeli, die man mit Holz befeuerte.»

 

 

TELEFON       

       

In den Dreissigerjahren hatten längst nicht alle Haushalte ein Telefon. Man arrangierte sich, half einander aus. Das störte niemanden. War ein Apparat vorhanden, hing er an der Wand, meistens im Korridor. Zum Telefonieren war das nicht bequem, aber man sprach auch nur kurz.

Der leichte Widerstand, den die Wählscheibe verursachte und das Geräusch, das beim Drehen der Scheibe zu hören war, bleiben in der Erinnerung. Auch das Klicken, wenn man den Hörer wieder einhängte. Unter dem Apparat war ein Haken, in welchen man den Hörer einhängen konnte, ohne die Verbindung zu unterbrechen. Das war praktisch, wenn man kurz etwas holen wollte. Die Wählscheibe musste man sorgfältig bis zum Anschlag drehen, nicht dass sie unterwegs den Fingern entglitt. Und nach jeder Ziffer galt es zu warten, bis sich die Scheibe ganz zurückgedreht hatte. Auch die zwei metallenen Glocken sind unvergessen. Das Kabel war mit einem gestrickten Schlauch überzogen.

«Das Kabel hatte Chruseli.»

«Brauchten wir dringend ein Telefon, so gingen wir ins Restaurant im Dorf. Dort hing eines an der Wand. Das konnten wir benützen.»

«Im Dorf hatte es sieben grosse Bauernhöfe und ein kleiner. Insgesamt gab es zwei oder drei Telefonanschlüsse. Das reichte aus.»

«Wenn wir bei den Nachbarn telefonierten, bezahlten wir nachher 20 Rappen.»

«Es kam selten vor, dass uns jemand anrief, aber wenn es doch passierte, ging der Anruf zu den Nachbarn und jemand, meist eines ihrer Kinder, holte uns an den Apparat.»

In den Dörfern und kleinen Ortschaften hatten meist der Arzt, der Tierarzt, der Pfarrer, das Restaurant und kleinere Betriebe einen Telefonanschluss.

«Man telefonierte, wenn es etwas Wichtiges zu sagen gab, in einem Notfall, wenn jemand wirklich schwer krank war oder einen Unfall hatte, wenn etwas Unvorhergesehenes eingetreten war.»

«Bei uns im Jura sagte man, ils ont même le téléphone und meinte damit, dass diese Leute, die ein Telefon hatten, recht wohlhabend waren.»

«Das Telefon war ein kleiner Luxus.»

«Als ich schon grösser war, gab mir meine Mutter manchmal einen Zettel mit einer Telefonnummer. Damit ging ich ins Restaurant und rief nach den Weisungen meiner Mutter jemanden an und richtete ihr nachher aus, was die Person gesagt hatte.»

«Wenn wir jemanden einladen wollten, so schrieben wir einen Brief und erhielten per Post auch Antwort. Oder man ging spontan jemanden besuchen. Bei uns waren alle willkommen.»

«Mein ältester Bruder schenkte meinen Eltern das erste Telefon.»

«Telefonieren kostete. Immer nach drei Minuten gab es einen Impuls und es kostete mehr. Ab 18 Uhr gab es den Abend- und Nachttarif, der war billiger. Dort wo man wohnte, war der Anruf am günstigsten, ausserhalb dieses Netzes kostete er mehr.»

«Ich war in den Ferien manchmal im Trub, im Emmental, in einem Haus ausserhalb des Dorfes. Dort hatte es ein Telefon an der Wand, aber man konnte nicht direkt anrufen. Man drehte an einer Kurbel und war dann mit der Zentrale in der Post verbunden, man nannte die gewünschte Nummer und wurde von der Telefonistin verbunden.»

«Meine Schwester hat Telefonistin gelernt. Sie musste alle Ortschaften der Schweiz - auch die allerkleinsten - auswendig kennen und sie dem richtigen Kanton zuordnen. Bei der Arbeit an dieser Wand mit den Stöpseln wurde sie streng beaufsichtigt. Später hat sie sich zur Aufseherin und Oberaufseherin weitergebildet. Die Telefonistinnen mussten absolut verschwiegen sein. Manchmal hörten sie ohne zu wollen Teile von Gesprächen, aber sie durften gar nichts ausplaudern. Sonst wären sie entlassen worden.»

«Es gab ein Plakat, darauf stand: Wer nicht schweigen kann, schadet der Heimat. Das war im Krieg zum Beispiel in der Post aufgehängt.»

Das Telefon gehörte zwar mehr und mehr zum Alltag, und doch war in den Sechzigerjahren ein Telefonanschluss nicht selbstverständlich. Durchs ganze Land zogen sich aber schon Masten mit den Telefondrähten, auf welchen sich die Schwalben im Herbst versammelten.

«Als wir am 27. September 1960 nach Brügg ins erste Hochhaus zügelten, erhielten wir erst im Frühling 1961 einen Anschluss. Es hatte zwar einen Laden mit Telefon unten im Haus, in den Wohnungen waren aber die Leitungen noch nicht installiert. Unsere Adresse war übrigens: Hochhaus, Brügg!»

Telefonnummern wusste man auswendig, zuerst waren sie fünfstellig, also zum Beispiel 2 22 76, dann sechsstellig 22 22 76, dann siebenstellig 322 22 76 und schliesslich kam zwingend die Vorwahl dazu, 032 322 22 76. Vorher musste die Vorwahl nur gewählt werden, wenn man ausserhalb des Wohnorts telefonieren wollte.

«Wusste man eine Nummer nicht, rief man beim Elfi an, der Nummer 11. Dort schaute das Fräulein nach und nannte dann die Nummer. Man bekam zu vielen Fragen eine Antwort, auch Zugverbindungen durfte man fragen. Mit den Fräuleins wurden manchmal auch Scherze getrieben.»

Wer telefonisch nicht erreichbar war, bekam in äusserst seltenen Fällen ein Telegramm. Das musste man bei der Post aufgeben, diese schickte es telegraphisch an die Post im Wohnort des Empfängers/der Empfängerin und dieser/diese erhielt das gedruckte Telegramm persönlich an der Haustüre.

«An meiner Hochzeit erhielt ich ein Telegramm aus Luxemburg. Das war schon aussergewöhnlich.»

 

 

Waschmaschine, elektrischer Kochherd, Kühlschrank, Staubsauger, Abwaschmaschine, Zentralheizung Telefon, alles Dinge, die im Verlauf des 20. Jahrhunderts alltäglich wurden.

Welche der technischen Errungenschaften würden die Anwesenden mit 5 von 5 Punkten bewerten?

Kein Zögern: alle!