IN DER SCHULE

notiert Oktober 2022

In die Schule sind alle gegangen und alle erinnern sich daran. Es sind nicht nur gute Erinnerungen – Kinder wurden geschlagen und erniedrigt. Lehrerinnen und Lehrer meinten, so gehe das Gelernte in den Kopf. Sie waren absolute Respektspersonen. Kinder aus ärmeren Familien mussten mehr leiden als solche mit angesehenen Eltern. Zum Glück haben sich die Zeiten geändert.

«Vor der Lehrerin hatten wir riesigen Respekt und hätten es nie gewagt, ihr zu widersprechen.»

 

Das Schulhaus und der Turnplatz

 

Im Unterland waren die Schulhäuser oft markante Gebäude mit einer grossen Uhr. Linden umstanden den Pausenplatz, deren Blüten die Kinder für Tee sammelten. Ein Brunnen gehörte dazu.

«Ich ging in Brügg ins Kanalschulhaus, das damals neu war. Es gab noch das alte Kanalschulhaus, das zu klein geworden war.»

«Unser Schulhaus bestand aus zwei Wohnungen. Im ersten Stock war die Unterschule mit der 1. bis 4. Klasse, unten die Oberschule von der 5. bis 9. Klasse. Die Lehrerin der Unterstufe und der Lehrer der Oberstufe waren ein Ehepaar. In jeder Klasse hatte es rund 40 Kinder, welche aus sieben Dörfern zusammenkamen. Im Anbau waren das WC und die Garage des Lehrers, der schon damals ein Auto hatte und auf der Rückseite des Hauses das Bienenhaus. Auf dem Turnplatz stand ein Reck, sonst gab es nichts zum Turnen. Aber Turnunterricht erhielten sowieso nur die Buben. Im Sommer ging die ganze Schule ab und zu an einen Platz im Wald, wo wir Völkerball spielten.»

«Bei uns standen ein Barren, ein Reck und Kletterstangen auf dem Schulhausplatz. Im Winter und bei Regen bewegten wir uns in einem Raum im Schulhaus.»

«Ich ging ins Dufourschulhaus in Biel. Auf dem Schulhausplatz gab es eine Kletterstange und ein Reck. Wir benutzten die Turnhalle im Schulhaus Plänke oder turnten auf der Seematte oder dem Krautkuchen. Dort spielten wir vor allem Fussball. Es hatte aber auch eine Turnhalle - am Platz des heutigen Hayek-Gebäudes.»

«Turnen war nicht so wichtig. Wir Bauernkinder bewegten uns genug. Manchmal hiess es, Stühle wegstellen, Fenster auf, dann bewegten wir uns im Zimmer.

 

Im Schulzimmer

 

In geraden Reihen standen die Pulte hintereinander. Die Holzbänke waren meist direkt mit dem Pult verbunden. Man musste seitlich hineinschlüpfen und konnte die Sitzhaltung kaum verändern. Das Pult hatte einen Deckel zum Aufklappen. Am oberen rechten Rand des Pults war das Tintenfass eingelassen, das mit einem Blechschieber verschlossen wurde. Das Fass war aus Blei oder Glas.  Auf der Rückseite des Pults gab es ein Fach, um die Schiefertafel oder eine Unterlage hinein zu stecken.

«Wenn man ‘jufelte’ beim Suchen im Pult, fiel einem manchmal der Deckel auf den Hinterkopf.»

«Hinter dem Deckel konnte man sich verstecken.»

«Wenn wir Buben eine Schleglete hatten, fiel dabei manchmal das Pult um und die ganze Tinte floss aus. Den Mädchen gefiels!»

«Vorne hängte die Lehrerin grosse Schaubilder auf. Ich erinnere mich an ein Reh, das mit der Schnauze etwas am Boden suchte oder frass.»

«Das Schulzimmer wurde mit einem Holzofen geheizt. Das Holz wurde vors Schulhaus geliefert, dort holten wir Kinder es mit einer Karrette und mussten es ‘aufbigelen’. War die Beige schief, warf der Lehrer sie um und wir fingen von vorne an. Holz ins Zimmer bringen und einfeuern mussten abwechslungsweise wir Buben.»

«War das Holz nass, rauchte es anstatt zu brennen. Dann kam der Abwart und goss Petrol übers Holz.»

«Im Winter roch das Schulzimmer nach nassen Kleidern und Feuer.»

«Jeden Abend nach der Schule machten wir zwei Körbe mit Holz bereit und trugen sie zum Ofen. Am Morgen musste jeweils ein Bub als erster in der Schule sein und einfeuern.»

«Bei uns heizte der Abwart ein und der Lehrer schaute dann zum Feuer.»

«Im Frühling und im Herbst mussten wir beide Schulzimmer putzen. Die Wände herunter waschen, die vielen Fenster und die Böden putzen. Es gab Znüni und Zvieri für alle. Da die Gemeinde so die Putzfrau sparte, bekamen wir Geld in die Klassenkasse. Damit besuchten wir zwischen Weihnachten und Neujahr jeweils das Stadttheater in Bern und durften uns das Weihnachtsmärchen anschauen.»

 

 

Schulmaterial

Die meisten Kinder trugen Schulsäcke aus Karton, die mit Stoff überzogen waren. Lederschulsäcke waren den Kindern reicherer Eltern vorbehalten. Die Mädchenschulsäcke aus Leder hatten einen Verschluss zum Einschnappen am Deckel. Bei den Buben zierte ein Kuh-, Kaninchen- oder Rehfell den Deckel.

«Ich hatte keinen Mädchenschulsack, sondern trug den braunen, schweren Fellschulsack meines älteren Bruders.»

«In der Oberschule hatte ich eine Mappe.»

Viel Schulmaterial gab es nicht zum Herumtragen. Nur die Schiefertafel, das ‘Schultruckli’ (die Griffelschachtel) mit Bleistift, Federhalter und Griffel und vielleicht das Lesebuch. Zur Tafel gehörte das Schwämmchen, das in einer kleinen Blechbüse versorgt wurde. Weil es meistens feucht war, roch es faulig, ‘es het gnüechtelet’.

Die Schiefertafel hatte einen Holzrahmen. Sie war auf der einen Seite mit roten Schreiblinien bedruckt, auf der andern mit roten ‘Hüseli’. Jeden Samstag wurde daheim der Rahmen mit Wasser, Seife und Bürste geschrubbt, bis er fast weiss war.

«Später bekamen wir eine weisse Tafel, die war mit abwaschbarem Papier bespannt und viel leichter als die Schiefertafel und unzerbrechlich.»

«Vorne im Schulzimmer war auf einem Tisch eine Spitzmaschine festgeschraubt. Sie war aus grauem Metall, Marke Caran d’Ache. Man zog eine Klammer heraus, steckte den Bleistift hinein und drehte dann an der gegenüberliegenden Kurbel. Aber nicht zu lange, sonst brach die neue Spitze wieder ab. In diesem Fall hiess es, die Kurbel herauszuziehen und den abgebrochenen Stift zwischen den beiden Walzen herauszulösen.»

«Das Spitzzeug fiel in eine kleine Blechschublade. War sie voll, musste man sie leeren gehen. Ich leerte sie lieber ins Pult. Der Abwart putzte dann mein Pult mit dem Staubsauger.»

Lehrer und Lehrerinnen

Lehrer waren Respektspersonen. Oft waren sie zusätzlich als Sekretäre in der Gemeinde tätig, schrieben Briefe für Behörden, berieten die Menschen bei wichtigen Entscheiden und waren überaus angesehen.

«Unser Lehrer trug immer eine graue Schürze.»

«Der Lehrer handelte nach der Schule mit Stieren. Wenn er nach Luzern zum Stierenmarkt ging, hatten wir eine Woche schulfrei. Im Frühling und im Herbst mussten wir Schulkinder Steine auf seiner Alp auflesen. Einmal wurde es dunkel, als wir endlich zurückkamen. Drei Väter suchten uns bereits, weil sie sich Sorgen machten. Auf ihre Fragen gab ihnen der Lehrer nur eine dumme Antwort.»

«Sich beim Lehrer wegen etwas zu beschweren war keine gute Idee, wenn man arm war. So jemand hatte nichts zu sagen.»

«Wir bekamen einen jungen Lehrer, frisch aus dem Seminar. Bei ihm hatten wir es schön. Einmal fragte er uns, warum wir ihn so gernhätten. Wir antworteten, weil er interessante Sachen mit uns mache. Er war ganz glücklich über diese Antwort. Manchmal schrieben wir an die Wandtafel: ‘Das Wetter ist schön, lieber Herr Lehrer, können wir spazieren gehn?’ Wenn wir Glück hatten, ging er mit uns an die Thur, wir warfen Steine hinein und schauten, wer am weitesten werfen konnte.»

«Der Lehrer band einem Linkshänder-Kind die linke Hand an den Körper, damit es gezwungen war, rechts zu schreiben.»

«Ich habe abscheuliche Erinnerungen an Madame Hugentobler in der ersten Klasse. Wenn ein Kind aufgestanden war, um ein gelerntes Gedicht aufzusagen und einen Fehler machte, gab sie ihm eine Ohrfeige und zischte ‘assieds-toi’.»

«Wir hatten viele Lehrerwechsel, weil die Männer während des Krieges ins Militär mussten.»

 

Schulfächer

 

«Ich habe am liebsten gelesen.»

«Lesen und Singen hatte ich am liebsten.»

«Mir waren Geschichte, Geographie und Religion am liebsten.»

«Manchmal sassen wir nicht in der Schule, sondern gingen Maikäfer sammeln. Am Morgen lagen sie in den Bieler Strassen halbtot bei den Strassenlampen am Boden. Das Licht zog sie an. Ab und zu steckten wir sie den Mädchen in den Schulsack.»

«Auf dem Land mussten wir Kartoffelkäfer sammeln. Die machten die Kartoffelernte kaputt. Das war schlimm, vor allem während des Krieges, als es keine Importe gab.»

«Alle Klassen von der ersten bis zur achten waren in einem Zimmer. Die grösseren Kinder durften manchmal die kleineren draussen auf dem Pausenplatz unterrichten. Das habe ich gerne gemacht.»

«Kopfrechnen fand ich gut. Wir mussten alle aufstehen,  der Lehrer sagte eine Rechnung, wer die Antwort hatte, durfte absitzen. Ich war immer die erste.»

«In der 2. Klasse setzte sich die Lehrerin mit einem Tamburin aufs Pult. Dann zählten wir laut. Bei den Zahlen 3/6/9 schlug sie kräftig aufs Tamburin. So übten wir die Dreierreihe, bis sie sass. Mir hat das Freude gemacht.»

«Wir übten Rechnungen beim Herumgehen im Zimmer.»

Das Schreiben mit dem Federhalter war eine Kunst. Weil die Federn abgeschrägt waren, musste schräg geschrieben werden.

«Nahm man zu viel Tinte vom Tintenfass, gab es Flecken, ‘Tolgge’ auf dem Papier, nahm man zu wenig, schrieb die Feder nicht richtig. Sie stach auch Löcher ins Papier.»

«Fehler konnte man nicht wieder löschen.»

«Damit man das Geschriebene nicht wieder mit der Hand verschmierte, legte man kurz ein Löschblatt darauf, welches die Schrift trocknete. In jedem neuen Schulheft lag ein Löschblatt.»

«Wenn ich einen Aufsatz schlecht geschrieben hatte, strich ich mit der Hand über die feuchte Schrift. Sie war dann ganz verzogen und man konnte sie schlecht lesen.»

«Waren wir besonders fleissig und brav, gabs einen Strich. Ende der Woche erhielten wir für mehrere Striche ein Bildli. Wir haben immer kontrolliert, wer schon wie viele Striche hatte.»

«Am schönsten war die Vorlesestunde am Samstag. Alle waren mucksmäuschenstill und hörten der Lehrerin zu.»

Singen

 

«Jeden Morgen setzte sich der Lehrer ans Klavier. Wir sassen still da. Er sagte, wir nehmen den Tag etwas leichter in Angriff und spielte ein schönes Stücklein. Zum Beispiel ‘An einem Bächlein helle.’»

«Am Morgen beteten und sangen wir. Auch vor dem Heimweg wurde gebetet.  ‘Herr, wir gehen aus der Schule fort, Herr, bleib bei uns mit deinem Wort, mit deinem Schutz und Segen, auf allen unseren Wegen’.»

«Der Lehrer hatte ein Harmonium und begleitete uns beim Singen.»

«Jeden Morgen betete ein anderes Kind.»

«Wir kannten viele Lieder, von der Schule und auch voneinander. Eines ging so: ‘An einem Sommermorgen, da nimm den Wanderstab, dann fallen alle Sorgen wie Nebel von dir ab.’»

«Mein Bruder und ich sangen alle diese schönen Lieder zweistimmig. Wir traten damit in Altersheimen auf.»

«Ich sang allein in der Kirche, vor allen Leuten. Man sagte mir, dass ich das tun sollte.»

«In den letzten Schuljahren hatten wir am Samstag Chorsingen, mehrere Klassen zusammen. Wir sangen mit dem Oberlehrer wunderschöne Lieder und eine Neuntklässlerin hat uns am Klavier begleitet.»

Die Liste der Lieder ist lang.

Wo Berge sich erheben   Niene geits so schön und lustig       Am Brunnen vor dem Tore    Ds Guggerzytli    Es Burebüebli    Wenn eine tannigi Hose het   Mir singe eis wo aui chöi    Weisst du wieviel Sternlein stehen   Là-haut sur la montagne   Chumm, mir wie ga Chrieseli gwinne    Geh aus mein Herz      Es wott es Froueli z Märit go  Wem Gott will rechte Gunst erweisen   Vo Luzärn gäge Wäggis zue   Vom Aufgang der Sonne          

und viele weitere

Sauberkeitskontrolle

 

«Am Montagmorgen mussten wir die Finger aufs Pult legen und die Lehrerin kontrollierte die Sauberkeit der Hände und Fingernägel. Waren sie nicht sauber, musste man im Korridor nachwaschen gehen.»

«Die geschrubbte Schiefertafel und der gespitzte Bleistift wurden auch vorgezeigt.»

«Die Lehrerin schaute genau, ob die Schuhe sauber waren.»

«Waren die Fingernägel nicht sauber, schlug der Lehrer mit dem Lineal auf die Finger.»

«Alle Mädchen trugen eine Latzschürze oder eine Schürze zum Hineinschlüpfen mit Knöpfen hinten. Dazu Ärmelschoner aus Stoff mit Gummizug. Die mussten auch die Buben tragen.»

«Jeden Montag musste jedes Kind ein sauberes Taschentuch vorweisen. Die Mädchen versorgten es in der Schürzentasche.»

Strafen

Körperstrafen waren damals nicht verboten.

«Als ich in der Schule eine Ohrfeige erhielt, ging meine Mutter zur Lehrerin und sagte ihr, wenn das noch einmal passiere, würde sie dem Inspektor einen Brief schreiben. Telefon hatten wir damals nicht. Die Lehrerin sagte, gut, dann lasse sie mich halt in Ruhe.»

«Für jeden Fehler gab es eine Ohrfeige von der Lehrerin.»

«Die Lehrerin hat mit dem Lineal auf die flache Hand oder die zusammengelegten Finger geschlagen.»

«Die Lehrerin verteilte Kopfnüsse.»

«Vom Hauen wird man nicht gescheiter, sondern hasst die Schule.»

«Es gab Tatzen auf die Hände.»

«Zog man die Hand weg, wurde man doppelt geschlagen.»

«Mein Vater war im Schulrat. Ich wurde nicht geschlagen.»

«Der Lehrer stand an der Tafel und schrieb, dann drehte er sich plötzlich um, schaute mich an und sagte: ‘Du schreibst eine Seite aus dem Lesebuch ab’. Immer hatte er es auf mich abgesehen.»

«Ich schämte mich, wenn ich vor die Tür gehen musste, weil ich geschwatzt hatte. Ich hoffte immer, es würde mich niemand dort sehen und meinen Eltern davon erzählen. Die Eltern waren immer auf der Seite der Schule.»

«Eine schlimme Strafe war, wenn man mit ausgestrecktem Arm ein Holzscheit halten musste. Liess man den Arm sinken, haute der Lehrer mit einem Stecken auf den Arm.»

«Der Lehrer nahm den Kopf des Schülers zwischen seine Beine und schlug ihn mit einem Stecken.»

«Wir mussten zur Strafe die Hausordnung abschreiben. Ein Bub machte solche Kopien auf Vorrat und verkaufte sie für einen Franken.»

«Buben mussten den Kopf unter den Pultdeckel legen und der Lehrer schlug ihnen den Deckel auf den Kopf.»

«Mit den ‘Chnödli’ der Hand schlug der Lehrer den Buben auf den Hinterkopf.»

Sekundarschule

 

«In der Sek musste man die Bücher selber bezahlen. Wir hatten dafür kein Geld und mein Vater wollte nichts von der Gemeinde annehmen. Deshalb blieb ich in der Prim, obschon meine Noten gut genug gewesen wären für die Sek.»

«Wir mussten alles Material in der Sek selber bezahlen, auch Hefte und Zeichenblätter. Bücher kauften wir meistens gebrauchte.»

Hausaufgaben

 

«Zuerst musste auf dem Feld, im Stall und in der Küche geholfen werden. Aufgaben kamen nachher. Meistens löste ich sie nach dem Abendessen.»

«Manchmal mussten wir Gedichte auswendig lernen. Zum Beispiel Weihnachtsgedichte oder ‘Die Glocke’ von Friedrich Schiller oder ‘Der Erlkönig’ von Johann von Goethe. Die vielen Strophen waren schwierig zu lernen.»

«Nach einem Schultag und dem vielen Helfen daheim, war ich fast nicht mehr in der Lage, noch einen Aufsatz zu schreiben. Da musste man so viel überlegen.»

Die Schulfreundin

 

Schulfreundinnen fanden sich oft auf den langen Schulwegen. Sie hiessen Margrit, Rosmarie, Trudi, Brigitte, Edith.

«Meine Freundin holte mich jeden Morgen mit dem Velo ab, dann fuhren wir gemeinsam zur Schule. Wir hatten ein Leben lang Kontakt zueinander, bis sie vor einigen Jahren gestorben ist.»

«Als ich umgezogen bin, hörten wir nichts mehr voneinander, bis sie mich plötzlich anrief.»

«Wir haben bis heute Kontakt. Sie ruft mich regelmässig an. Sie ist eine treue Seele.»

«Ich hatte keine Schulfreundin. Ich hatte ja die Geschwister zum Spielen. Nach der Schule ging ich sofort heim, um zu helfen.»

 Schulweg

 

«Auch wer einen weiten Schulweg hatte, ging immer zu Fuss. Nur der Vater hatte ein Velo.»

«Die Schule erlaubte nicht, dass man mit dem Velo kam.»

«Mein Schulweg führte durch den Wald. In der Beerenzeit brauchten wir immer viel Zeit, um die süssen Früchte zu essen. Kamen wir dann heim, ‘bekamen wir wüest’.»

«Wir hängten einander mit den Armen ein, machten eine lange Kette quer über die Strasse und sangen alle Lieder, die wir kannten. Die wenigen Autofahrer hatten Freude. Und in den Häusern öffneten sie die Fenster, um uns zu hören.»

«Im Winter durften die Kinder, welche einen weiten Schulweg hatten, in der Suppenküche vom Militär gratis Suppe und Brot essen. Die Küche war unten im Schulhaus.»

«Im Winter war ich öfters krank. Ich sprang auf dem Schulweg aber auch immer in die hohen Schneewächten, welche die Schneetreibe hinterlassen hatte. Skihosen hatte ich nicht, nur die handgestrickten Wollstrümpfe, die am ‘Gstältli’ befestigt waren und einen breiten Streifen Haut am Oberschenkel frei liessen.»

«Ich hatte einen weiten Schulweg. Es ging steil bergauf. Deshalb blieb ich am Mittag in der Schule und ass ein ‘Doppelschnittli’, zwei Stücke Brot mit Butter und Konfitüre. Dazu gabs ein bisschen Kaffee.»

Pause

 

«In der Pause turnten wir am Reck.»

«Im Dufourschulhaus konnte man für 20 Rappen in der grossen Pause eine 2dl-Milchflasche kaufen und dazu ein Stück Brot. Auf Wunsch gabs die Milch sogar warm. Der Abwart erhitzte sie in einer kleinen Kochecke im Werkraum der Buben im Keller. Am Nachmittag nahm ich einen Apfel mit.»

«Wir brachten im Winter eine Tasse mit und erhielten in der Pause warme Milch und ein Stück Brot. Die Tasse wuschen wir nachher selber ab.»

«In der Unterstufe spielten wir Fangis in der Pause oder Verstecklis.»

«Wir spielten Völkerball.»

«Wir sprangen mit dem Seil.»

«Wir machten Fadenspiele oder Singspiele. Ein Spiel war immer eine Zeitlang in Mode, dann kam ein anderes.»

«Wir grösseren Mädchen waren in Gruppen beisammen und schwatzten, die Buben spielten Fussball.»

«Wir spielten mit Murmeln. Wir gruben ein kleines Loch und zielten darauf.»

«Pausen waren wichtig, damit man nachher wieder stillsitzen konnte.»

Schulreise

 

Die Schulreise – ein Freudentag für die meisten. Niemand war verwöhnt mit Ausflügen in den 30er- und 40er Jahren. Es war etwas Besonderes, mit dem Zug, dem Schiff oder mit einer Seilbahn zu fahren. Eingepackt wurde nicht viel: Brot, ein Apfel, Tee oder Sirup und vielleicht ein Cervelat, ein Landjäger oder ein paar Dörrfrüchte.

«Ich freute mich dermassen auf die Schulreise, dass ich gar nicht schlafen konnte und die ganze Nacht Schäfchen zählte. Ich war sicher, dass sich auch der Lehrer freute.»

«Ich habe meinen Rucksack eingepackt, ausgepackt, eingepackt und an allem gerochen und Freude gehabt. Ein ganzer Cervelat! So ein Luxus. Der wurde sonst immer gedrittelt.»

«In der ersten Klasse fuhren wir von Urtenen nach Biel und von da mit dem Schiff auf die Insel. Das habe ich nie vergessen. Seit dieser Reise habe ich diese Gegend so gern.»

«Wir besuchten vom Toggenburg aus das Rütli. Das war unerhört für uns Kinder von den Bergen.»

«Wir sammelten mit dem Leiterwägeli Zeitungen in Biel.    Das bezahlte einen Teil der Schulreise. Meine Eltern drehten jeden Fünfziger zweimal um. Das war in vielen Familien so.»

«Wir fuhren mit dem Bähnli nach Magglingen, wanderten über den Twannberg und mit dem Schiff gings wieder nach Biel. Ein anderes Mal nahmen wir die Seilbahn auf den Chasseral.»

  «Wir besuchten die Taubenlochschlucht.»

«Im Zug und beim Wandern haben wir gesungen. ‘Das Wandern ist des Müllers Lust’, ‘Vo Luzärn gäge Wäggis zue’ und viele andere Lieder. Damit kommt man beim Wandern doppelt so weit!»

«Wir kamen mal auf dem Brienzer See in einen Sturm und das Schiff konnte nicht anlegen. Wir hatten keine Angst, obschon es schaukelte, sondern besichtigten den Maschinenraum des Dampfschiffs. Das war interessant.»

«Unsere Schule im Jura machte jedes Jahr die gleiche Schulreise. Wir wanderten auf den Moron zu einem Chalet, dort genossen wir die Aussicht, assen und spielten dann den ganzen Tag. Manchmal gab es Suppe. Wir schauten, wer am höchsten auf Bäume kletterte, machten Verstecklis, schüttelten Äste und hatten es gut.»

«Wir fuhren mit dem Bähnli aufs Brienzer Rothorn. Ich dachte nur, hoffentlich hält diese Schnur.»

«Wir machten jedes Jahr eine schöne Wanderung. Wir waren auf der Schynigen Platte, dem Brienzer Rothorn, auf dem Brünig, dem Jochpass im Lötschental und an anderen Orten. Vor der Schulreise wurde Probe gelaufen, damit alle in Form waren.»

«Ich freute mich besonders, weil ich an diesem Tag gedörrte Aprikosen mitnehmen durfte. Sonst gabs nur Äpfel oder Birnen, die wir selber hatten.»

«In der neunten Klasse besuchten wir für drei Tage das Tessin und wanderten viel. Spannend war für uns Buben vor allem das Zusammensein mit den Mädchen.»

Nach jeder Schulreise galt es, einen Aufsatz darüber zu schreiben.

«Ich machte das gern und überlegte mir schon beim Wandern, was ich schreiben könnte.»

«Ich dachte, wieso soll ich jetzt darüberschreiben, der Lehrer war doch dabei?»

«Nachdem ein Kind auf einer Schulreise in einem See ertrunken war, wurden für alle Kinder die Schulreisen gestrichen.»

Examen und Weihnachten

 

Im Frühjahr fand das Examen statt. Sauber gewaschen und gekleidet sassen die Kinder im Schulzimmer, den Wänden entlang standen und sassen Eltern, der Schulinspektor und andere wichtige Personen.

«Der Lehrer behandelte ein Thema und stellte Fragen dazu. Vermutlich hat er sich gut überlegt, wen er was fragt.»

«Nach dem Examen im Kanalschulhaus durften wir uns am Tisch, den der Brügger Bäcker in der Schule aufgestellt hatte, etwas Süsses kaufen. Alle hatten einen Examensbatzen dabei. Darum freute ich mich aufs Examen.»

«Ich besuchte die Französische Schule im Jura. Am Examen gab es ein Dictée, nachher mussten wir hinausgehen und anschliessend wurde vor allen Leuten verlesen, wer wie viele Fehler gemacht hatte.»

«Wir führten die Weihnachtsgeschichte für die Eltern auf.»

«Wir machten auch ein Weihnachtstheater, aber meine Eltern kamen nie. Das hat mich enttäuscht.»

«An Weihnachten kam das ganze Dorf in die Schule, wir haben die Weihnachtsgeschichte vorgelesen, Versli aufgesagt und gesungen. Ich musste Solo singen und eine Besucherin meinte, ich singe wie ein ‘pinson’, ein Buchfink. Dieser Übername ist mir geblieben.»

Die Schulzeit im Rückblick

 

« Es war eine glückliche Zeit.»

«Ich bin gern zur Schule gegangen.»

«Ich habe gern gelernt.»

«Ich ging nicht gern zur Schule.»

«In der ersten Klasse hasste ich die Schule. Wir hatten eine alte Lehrerin, die sehr streng war. Wir mussten fast immer die Hände auf dem Rücken halten und ganz stillsitzen. Das konnte ich fast nicht. Später bekamen wir andere Lehrer. Von da an ging ich gerne zur Schule.»

«Ich war dankbar für die vielen Anregungen.»

«Ich bin gern zur Schule gegangen. Vor allem den Schulweg fand ich super, da konnten wir über alles schwatzen und zusammen singen.»

«Wir hatten zuerst einen alten Lehrer, bei dem haben wir nichts gelernt, weil er immer nur seine Geschichten erzählte und wir gar nicht zu Wort kamen. Dann kam ein junger Mann, bei ihm lernten wir mehr. Aber er war furchtbar streng und schlug immer zu. Ich habe keine guten Erinnerungen an diese Zeit.»

«Wenn die Buben nicht Lust hatten, etwas zu tun, sagte der Lehrer, sie sollten froh sein, dass sie zur Schule gehen dürften. Das sei nicht selbstverständlich. Er hatte recht, eine gute Schulbildung ist wichtig.»