FLICKEN WIEDERVERWENDEN SPAREN

notiert Oktober 2018


Sparsam haben sie gelebt, die Menschen in den Dreissiger- und Vierzigerjahren. Sie hatten nicht viel und brauchten nicht viel. Die Dinge des Alltags wurden wieder und wieder verwendet. Die Menschen waren Expertinnen und Experten des Recyclings.


«Eigentlech hei mir nie nüt furtgheit.»


AUS ALTEM MACH NEUES


Während des Krieges verbreiteten Zeitungen den Aufruf: «AUS ALTEM MACH NEUES», später wurde er auch im Radio wiederholt. Und Neues aus Altem machten sie, die fleissigen Handarbeiterinnen!


Ein Pullover mit Loch? Verschwitzte Stellen unter den Ärmeln? Die Ärmel zu kurz? Durchgewetzte Fersen an den handgestrickten Socken? Zehen, die herausschauen?
Kein Problem für die Mädchen und Frauen in den Dreissigerjahren und während des Krieges. Alles flickten sie sorgfältigst und machten es wieder neu. Zu kurze Socken wurden an der Spitze aufgetrennt und angestrickt, ebenso Ärmel oder Pulloverkanten. Mit Maschenstich überstickten sie dünne Stellen.


«Diesen Stich haben wir in der Arbeitsschule und auch daheim bis zur Unendlichkeit geübt und beherrschten ihn blindlings von links und rechts, oben und unten.»

Waren Löcher da, nahmen sie oberhalb und unterhalb des Lochs die Maschen auf eine Nadel auf, spannten dazwischen Fäden und füllten die leere Stelle mit Maschenstich. Entscheidend war, nicht zu fest und nicht zu wenig anzuziehen. Um eine schadhafte Ferse zu ersetzen, schnitten sie an einer Stelle die Ferse auf, nahmen die Maschen auf, strickten die Ferse neu und schnitten am Ende die alte Ferse weg. Eine knifflige Arbeit!

«Wir nannten diese Arbeit: E Färse inestückle.»


NEUE ALTE PULLOVER


War ein Pulli nicht mehr zu retten, so wurde er nicht etwa fortgeworfen. Sorgfältig wurden die Nähte aufgetrennt, der Fadenanfang gesucht und die Wolle, dort wo sie noch gut war, zu einem Knäuel aufgewickelt. Oft machten das die Kinder. Eines hielt das Strickstück, das andere wickelte. Kamen sie zu einer schadhaften Stelle, schnitten sie den Faden ab und fingen einen neuen Knäuel an. Aufgetrennte Wolle wird ganz kraus, das war nicht gewünscht. Deshalb musste sie gewaschen werden, am ganzen Knäuel ging das aber nicht.
Dazu brauchte es lockere längliche Strangen. Ein Kind streckte die Arme in Strangenbreite aus, ein anderes wickelte die Wolle darüber. Die so entstandenen Strangen band man ein paarmal ab, damit es kein «Gnusch» gab.
Schneller ging die Arbeit mit einer am Tisch festgeschraubten Haspel, die man mit einer Kurbel drehte.
Die Strangen wurden jetzt im warmen Wasser gewaschen und nachher über einem Besenstiel zum Trocknen aufgehängt. Um sie zu strecken, konnten mit Wasser gefüllte Bierflaschen oder andere Gewichte daran gehängt werden. War die Wolle trocken, wurde sie wieder auf Knäuel gewickelt. Diese wurden kugelrund oder eierförmig, je nach dem Geschick der Wicklerin.
Einfacher war es, die Wolle um ein Stück Holz zu wickeln, ins Wasser zu legen, auf dem Holz zu trocknen und nachher abzuwickeln. Die lange Prozedur ergab viele verschiedene Knäuel in den unterschiedlichsten Farben, die zu neuen Pullis verstrickt oder zum Anstricken und Flicken verwendet wurden.


Während des Krieges gab es kaum reine Wolle zu kaufen, meist war sie gemischt mit Zellwolle.
Zellwolle, hergestellt aus Holzfasern, verzog sich und war nicht elastisch, die Strickstücke wurden weit. Deshalb trennte man lieber alte Sachen auf und sparte dabei auch noch Geld und Coupons, denn Wolle gab es während der Rationierung im Krieg nur gegen Coupons zu kaufen.


NEUER ALTER WINTERMANTEL


Nicht nur Gestricktes, auch Kleider und Mäntel wurden aufgetrennt und der Stoff für neue Sachen verwendet. Wie Wolle war auch schöner Stoff kaum zu kaufen im Krieg und kostete viel. Es gab Zellstoff, aber der war lumpig und behielt die Form nicht. Es lohnte sich nicht, daraus mit viel Arbeit etwas Schönes nähen zu wollen. Deshalb entstanden aus aufgetrennten Röcken Kleider für die Kinder, aus abgelegten Mänteln neue Wintermäntelchen.


«An Mittwochnachmittagen sass ich stundenlang mit einem Scherchen da und trennte Nähte auf. Wehe, wenn ich daneben schnitt, es war schade um den Stoff.»


«Es hiess immer: Das kann man schon wieder mal brauchen. Und man legte das abgetragene Stück zur Seite.»


«Es war normal, dass wir Kinder nie neu gekaufte Wintermäntel hatten, der alte Stoff und vor allem jener der Soldatenmäntel war noch gut und schön warm, aber auch kratzig. Andere Kinder hatten nur gestrickte Sachen im Winter, die waren eher zu bedauern.»


«Diese Mäntel waren warm und schwer. Wenn es regnete, hielten sie zwar zuerst das Wasser ab, saugten sich aber danach voll.»


In «Meyers Modeblatt» erschienen Schnittmuster auf einem separaten Bogen. Mit unterschiedlich gemusterten Linien waren mehrere Muster übereinander gedruckt. Wollte man sich das eher mühsame Herausrädeln der richtigen Linie ersparen, konnte man ein einzelnes Muster gegen Bezahlung bestellen. 
Nicht nur der Stoff wurde wiederverwendet, auch Verzierungen wurden sauber abgetrennt und aufbewahrt. Und Knöpfe natürlich.


«War das eine Freude, mit der Knopftrucke zu spielen! Die Knöpfe zu sortieren, die schönen aus Glas, solche aus Holz, runde, eckige, viele verschiedene Sorten. Und am Schluss alle wieder einzuräumen.»


Vor dem Krieg waren es oft Reisende, welche die Leute auf dem Land mit Stoff versorgten.


«Zu uns nach Brügg kam immer ein Reisender aus Delsberg mit vielen Stoffmustern. Davon wählte unsere Mutter Scheubenstoff, Schürzenstoff. Der Mann kam gerne kurz vor Mittag und liess sich dann zum Essen einladen. Was wusste der alles zu erzählen! Wir Kinder spitzen die Ohren und staunten. Wir hörten sonst nicht viel von der Welt ausserhalb Brüggs.»


EXPERTINNEN IM FLICKEN


Risse und Löcher in Kleidern, Wäsche, Leintüchern, Tischtüchern und Vorhängen wurden kunstvoll geflickt.
Die Frauen und Mädchen setzten exakte Flicken ein, mit Flachnähten, Kehrnähten, Doppelnähten. Eine ganze Flickwissenschaft, die von den Müttern und in der Schule gelehrt wurde. Aus zwei zerlöcherten Leintüchern gab es immer noch ein ganzes oder ein paar Servietten.


Wichtig war eine gute Nähmaschine, zuerst eine mit Handkurbel. Die rechte Hand drehte an der Kurbel, die linke hielt das Stoffstück. Man musste langsam arbeiten, weil sonst die Nadel brach, vor allem bei dickem Stoff.
Die Tretmaschine machte das Nähen einfacher. Zuerst gab man dem seitlichen Rad Schwung, bis die Füsse das Treten übernahmen. So waren beide Hände frei, um den Stoff zu führen und die Arbeit ging schneller voran.


«Einmal hat meine kleine Tochter ein Fingerli eingeklemmt unter diesem Tretpedal. Ich habe nicht gesehen, dass sie so nahe kam. Das Auf und Ab hat sie wohl angezogen. Das Fingerbeeri war fast abgetrennt. Wir wohnten in Meinisberg und ich ging mit dem armen Kind im Kinderwägeli nach Lengnau zum Arzt, zu Fuss natürlich.»


«Wenn ich wütend oder aufgeregt war, nahm ich den Antriebsriemen aus der Nähmaschine und trat dann mit den Füssen immer wieder heftig auf das Tretpedal. So konnte ich mich beruhigen.»

«Wir haben Pullover, Socken oder Kleider eigentlich nie fortgeworfen, auch wenn sie weder zum Anziehen noch zum Auftrennen zu gebrauchen waren. Sie wurden im Hudlesack gesammelt und dienten als Putzlumpen, die man wiederum wusch und immer wieder verwendete, auch als Stopfmaterial für Kissen, die wir gegen den kalten Wind zwischen Innenfenster und Vorfenster legten. »


Zu guter Letzt glöggelte ab und zu der Lumpensammler, der «Hudilumper», vor der Haustür und fragte nach Lumpen. Er trennte dann Wolle von Baumwolle und Leinen und verkaufte die einzelnen Sorten.


EINKAUFEN OHNE ABFALL


Vom Einkaufen blieb nicht viel Verpackung übrig. Reis, Hörnli, Mais, Griess, Haferflocken und anderes wurden offen verkauft und in Papiersäcke abgefüllt. Mehl war meistens schon in Säcke abgepackt, damit es im Laden nicht so viel Staub gab. An manchen Orten füllte man es in einen Sack aus zusammengenähten Herrentaschentüchern. Wer wollte, konnte den Sack nachher auseinandertrennen und die Nastücher gebrauchen.
Käse wurde im Laden geschnitten und in Pergament gepackt, Butter ebenso, Milch wurde ins Kesseli ausgeschenkt, Kartoffeln kaufte man in 50-Kilosäcken. Salz, im Offenverkauf, gab es nur in bestimmten Läden, die ein Salzdepot, eine spezielle Bewilligung, hatten.
Zahnpasta in der Tube gab es nicht. Man putzte die Zähne mit Salz oder einer Zahnputzseife. Man rieb mit der Bürste darüber, bis etwas davon haften blieb – der Geschmack war nicht gut. Aber man putzte die Zähne nicht so oft. Seifenflocken wurden in Papiersäcken verkauft, Seife war in Papier gewickelt. Allgemein kaufte man wenig ein, weil man das Meiste selber produzierte und bescheiden lebte. Es gab auch viel weniger zu kaufen. Sämtliche Fertigprodukte, Joghurt, Hunde- und Katzenfutter, Duschmittel und vieles andere war unbekannt – das verhinderte weiteren Abfall.


So blieben nach dem Verzehr und Gebrauch nur ein paar Papiersäcke, Einwickelpapier und Schnüre übrig. Aber auch das war kein Abfall. Sorgfältig geglättet landete alles in einer Schublade zum Wiederverwenden.
Auch Geschenkpapier und -bändeli lagen dort, bereit für den nächsten Geburtstag.


«Manchmal stibitzten wir einen Papiersack, bliesen ihn auf und verchlepften ihn. Das war ein Vergnügen!»


KREISLAUF DER DINGE


Viele Familien auf dem Land hielten ein Schwein in einem kleinen Stall. So brauchte man in der Küche nichts fortzuwerfen, denn das Tier frass gerne Rüstabfälle und alles was übrigblieb.


«Wir haben eigentlich immer alles aufgegessen. Die Suppe gabs halt vielleicht dreimal nacheinander. Aber Essen warf man nicht fort. Blieben doch einmal Reste, die man nicht mehr essen konnte, bekam die Katze davon, der Hund, die Hühner oder schliesslich das Schwein.»


«Ich hatte Rüebli gar nicht gern. Einmal warf ich ein paar unter das Stühlchen meiner kleinen Schwester, damit die Mutter meinte, sie hätte sie fallen lassen - sie war noch klein, das hätte man ihr nicht übelgenommen. Leider funktionierte es nicht. Ich musste sie selber essen.»


Was schliesslich übrig blieb und verrotten konnte, landete auf dem Mist und später wieder als Kompost im Garten.


«Wir Kinder mussten aufpassen, was wir auf den Mist warfen. War es versehentlich eine Büchse, wurde geschimpft.»


Im Emmental gabs den «Ghüderchratte», eine Holzkiste mit einer hinten höheren Wand mit ausgesägtem Loch als Griff, darin wurde Zusammengewischtes aufbewahrt und dann auf dem Mist ausgeleert. Grösseren Abfall, zerschlagenes Geschirr oder Büchsen zum Beispiel, sammelte man in einem Kübel und leerte dann diesen in der «Chachelihöll». Das war eine Grube ausserhalb des Dorfes. War sie gefüllt, deckte man sie mit Erde zu und hob eine neue aus.


Nur wenige Dinge wurden in Büchsen angeboten, Schuhwichse oder Bodenwichse. Diese Büchsen wurden gesammelt und irgendwann dem Metallsammler mitgegeben. Er lieferte alles ins Altmetalllager der Giesserei VonRoll nach Gerlafingen. Dort wurde es dem Gusseisen beigemischt. Leere Flaschen wurden in den Laden zurückgebracht.


Knochen sammelte man in einem Kübel, bis der Knochensammler mit Ross und Wagen vorbeikam und den Kübel auf seinem Wagen ausleerte. Die Knochen kamen in die Knochenmühle und wurden zu Mehl zermahlen. Von diesem streute man eine Handvoll über die Schweinetränke und brauchte es als Dünger.
So blieb kaum Abfall übrig und wenn, so verbrannte man das meiste.


«Es wurde Vieles verbrannt, ständig gab es irgendwo ein Muttfeuer.»


Auch die Asche wurde verwendet. Sie kam zuerst zum Abkühlen in einen Metallkübel oder in ein Metallfass, das im Boden eingegraben war und wurde nachher im Garten als Dünger verteilt. Vor allem im Winter wurde gern Asche auf dem Schnee verteilt. Öfters brannte es irgendwo, wenn jemand nicht beachtet hatte, dass es in der Asche noch Glutteilchen hatte und unvorsichtig damit umging.


Eine besondere Art der Wiederverwendung gab es an einem unerwarteten Ort:


«Auf dem Heimweg gingen wir am Friedhof vorbei und sahen, dass in einer Grube weggeworfene Kränze lagen. Davon stibitzen wir die schönen Glas-Chrälleli und machten für uns neue Ketteli daraus. Die Mutter fand, das gehöre sich nicht.»

Bielerinnen und Bieler hatten seltener einen Garten und meistens auch kein Schwein als Restenverzehrer. Hier fuhr der Pferdewagen von Grünig durch die Strasse und sammelte in rostigen Kübeln Speisereste ein.


«Der stinkende Brei war die Tränke für die Schweinemästerei in den Weidteilen. Die war dort, wo heute ein Spielplatz ist, zwischen Bielstrasse und Lyssstrasse bei den Hochhäusern. Die Mästerei musste dann weg wegen dem Gestank.»


Fuhrhalter Christen seinerseits sammelte mit Ross und Wagen den städtischen Abfall ein und führte ihn zum Stadtmist, einer offenen Deponie an der Portstrasse im Mühlefeld.


«Mit ein paar Kindern von Brügg ging ich am freien Mittwochnachmittag nach Biel. Es hatte keinen Verkehr und die Strasse war nicht geteert. Wir sagten einander «chömet, mir gö go mistele!». Unser Ziel war der Stadtmist. Dort suchten wir nach etwas, das wir brauchen konnten. Ein schönes Truckli oder vielleicht ein Tuch. Mistele war verboten, aber uns kontrollierte niemand. Nur daheim bekamen wir wüest, wenn sie es merkten.»


Kleider wurden von Kind zu Kind weitergegeben, bis sie auseinanderfielen. Schuhe ebenso. Mit neu eingeschlagenen Nägeln dienten sie dem nächsten Kind.


«Schuhe wurden manchmal vom ganzen Dorf nachgetragen».


Im Haus wurde alles geflickt, was nur irgendwie möglich war. Technische Geräte gab es kaum. Radios zum Beispiel hielten erst langsam Einzug in den Dreissigerjahren.


«Wenn wir um halb eins Nachrichten hörten, öffneten wir jeweils das Flügeli am Fenster. Denn auf dem Bänkli unter dem Fenster stand oft unser Nachbar, ein Journalist. Er wollte auch gern die neusten Nachrichten hören, hatte selber aber kein Radio. Deshalb hörte er bei uns mit.»


Lampen wurden beim Verlassen eines Zimmers immer gelöscht. Es gab meist nur Deckenlampen. Je nach Standort schraubte man eine schwache oder eine etwas stärkere Birne ein, um Strom zu sparen. Strom brauchte man nur für die Beleuchtung.


«Etwa zweimal im Jahr kam eine Frau vorbei und fragte nach Pfannen zum Flicken und Messern und Scheren zum Schleifen. Sie gehörte zu den Fahrenden, die von dieser Arbeit lebten. Die Dinge brachte immer ein Mann zurück – vermutlich, damit man alles ordentlich bezahlte.»


Seifenreste wurden gesammelt, in ein Tüechli gebunden und im Waschhafen verwendet. Um Waschpulver zu sparen, das die Firma Seifen-Schnyder in Biel herstellte, schnetzelte man mit dem Rüster Kernseife oder verwendete Seifenflocken und Soda.


Man ass, was Garten und Pflanzblätz hergaben. Vor dem feinen Kuchenznacht stellte die Mutter eine dicke Suppe auf den Tisch.


«Mmh, die Zwetschgenkuchen oder Käsekuchen dufteten so fein, aber die Suppe musste zuerst gegessen werden, damit der gröbste Hunger schon mal gestillt wurde.»


«Einmal pro Woche öffnete beim Schlachthof in Biel ein Lädeli. Dort gab es Abfallfleisch, Innereien oder Schweinefüsse zu kaufen. Das kostete nicht viel und war gut für Suppe oder Eingelegtes.»


ZEITUNGEN, DIE ALLESKÖNNER


Zeitungspapier war ein kostbares Gut. Es wurde vielseitigst wiederverwendet.
Eine dicke Schicht davon diente als Kälteschutz unter der Jacke.
In Wasser eingeweicht, zu Briketts gepresst oder nur zusammen geballt und getrocknet gab es warm im Ofen.
Beim Anfeuern jedesmal ein Zündholz verwenden? Verschwendung! Ein zusammengerolltes Zeitungspapierröhrchen (oder eines aus einem zerrissenen Papiersack), ein Fidibus, an der letzten Glut entzündet, tat es auch.
Glitt die Klinge des Rasiermessers glatt von oben nach unten durch eine Zeitungsseite, war sie scharf genug zum Rasieren.
Zu grosse nachgetragene Schuhe wurden mit einem in die Spitze geschobenen Knäuel aus Zeitungspapier angepasst.
Nasse Schuhe stopfte man mit Zeitung aus.
Das Znünibrot, eingepackt in mehrfach gebrauchtes Butterbrotpapier, bekam eine Zeitungshülle.
Kleine Geschäfte falteten Tüten aus Zeitungspapier oder wickelten das Gekaufte in Zeitung ein. Allerdings war es irgendwann nicht mehr erlaubt, Brot darin zu verkaufen – wegen des Bleis in der Druckerschwärze.
Mit Zeitungspapier und Wasser liessen sich Fenster blitzblank putzen.
Kinder wurden dazu verknurrt, Zeitungen in gleichmässige Vierecke zu zerschneiden und aufzubeigen – als WC-Papier. Es gab nichts anderes. Vielleicht faltete ihnen dafür jemand ein Himmel und Höllespiel aus einem Blatt oder ein Schiffli oder einen Hut.


«Eine besondere Freude in der Zeitung war der Roman. Wir hatten kein Geld, um Bücher zu kaufen. Deshalb plangten wir jeden Tag auf die Fortsetzungsgeschichte, sie war immer unten am Ende einer Zeitungsseite abgedruckt. Am Schluss stand «Fortsetzung folgt». Das waren schöne Liebesgeschichten oder Krimis zum Beispiel.»


«Manche sammelten die ausgeschnittenen Teile und liessen sie vom Buchbinder zu einem Buch binden. Das gab ein grosses, querformatiges Buch.»


«Als es im gelben Heftli keinen Roman mehr gab, haben wir es abbestellt.»